CAPRI: Common - Automation - PRotocol Architecture - and Real-time Interface
Das Themenfeld des Projektes ist den Rechnernetzen und der Echtzeitdatenverarbeitung zuzuordnen. In der Automatisierungstechnik bilden seit nun mehr fast 20 Jahren industrielle Echtzeitkommunikationsnetze das Nervensystem von Maschinen und Anlagen. Der Übergang von Feldbussystemen der ersten Generation hin zu Echtzeit-Ethernetsystemen (RTE) hat zu derzeit 26 unterschiedlichen Varianten geführt. Dieser Trend setzt sich weiter fort, so beinhaltet die IEEE 802 Standardisierung weitere Echtzeit-Erweiterungen, zum Beispiel AVB. Das stellt für Gerätehersteller und Betreiber einen sehr hohen Aufwand und keinen direkten Nutzen dar. Es ist zwar davon auszugehen, dass sich diese Anzahl bezüglich ihrer praktischen Bedeutung künftig stark reduzieren wird, eine gewisse Vielfalt wird jedoch aufgrund der Heterogenität der zu bedienenden Anwendungen und Märkte bestehen bleiben.
Während bei den Feldbussystemen die Architektur der einzelnen Systeme durch die Hardware-Orientierung sehr unterschiedlich ist, besteht bei RTEs prinzipiell ein höheres Maß an Gleichteilen durch die gemeinsame Verwendung der IEEE802-Standards. Dennoch ist es aufgrund der verschiedenen Protokolle schwierig, über die Übertragungsschicht hinaus Gemeinsamkeiten bei den derzeit diskutierten RTEs zu finden.
Ziele des Projektes
Das übergeordnete Ziel dieses Projektes besteht daher darin, den Anteil an speziellen Mechanismen und Protokollen zu reduzieren und den Anteil an gemeinsam nutzbaren Verfahren zu erhöhen. Dadurch sollen Gerätehersteller und Systemintegratoren, die mit unterschiedlichen Kommunikationssystemen arbeiten müssen, einen einfacheren und schnelleren Zugang bekommen, sowie künftige Protokollweiterentwicklungen effizienter möglich werden.
Aus dieser Zielsetzung lassen sich zwei wissenschaftlich-technische Ziele dieses Vorhabens ableiten:
- Erarbeitung und Validierung einer modularen Referenzarchitektur für industrielle Echtzeitkommunikationssysteme
- Definition einer einheitlichen Dienstschnittstelle zwischen Kommunikationssystem und Anwendung
Der Lösungsansatz besteht in der Entwicklung einer sogenannten CAPRI-Schicht, die der Anwendung ein einheitliches Transfer-Service Interface auf RTE-unabhängige Transferprotokolle bietet und in Richtung Ethernet-MAC ein gemeinsames Switching- und Dienstmodell verwendet.
Erwartete Ergebnisse/Verwertung
Die Nutzenpotentiale der in diesem Projekt zu erzielenden Ergebnisse kommen primär den Geräteherstellern von vernetzbaren industriellen Automatisierungskomponenten zugute. Gerade für neue Anwendungsgebiete von RTEs (z.B. Energieverteilung, Bahntechnik) eröffnet der entstehende Baukasten an Transferfunktionen eine neue Herangehensweise, um die spezifischen Anforderungen an Echtzeitfähigkeit, Implementierungs- und Konfigurationsaufwand zu erfüllen, ohne weitere RTEs entstehen zu lassen.