Industrie 4.0 unterstützt die variantenreiche Produktion und kundenindividuelle Massenfertigung. Um der nachgefragten Sortenvielfalt in kürzer werdenden Produktlebenszyklen entsprechen und Produktionskosten minimieren zu können, gewinnen hochmoderne Lösungen der manuellen Montage zunehmend an Bedeutung. Intelligente Assistenzsysteme stellen die Kompetenz des Werkers in den Mittelpunkt einer wandlungsfähigen Montageumgebung: Indem er optimal unterstützt und durch intelligente Automatisierung entlastet wird, gewinnt sein Arbeitsplatz zukünftig bei steigenden Qualitäts- und Taktanforderungen an Bedeutung. Möglich wird dies durch modernste Verfahren maschinellen Sehens, welche die Vorgänge des Werkers beobachten und anonymisiert erkennen, in welchem Arbeitsschritt er sich befindet, um eine individuelle und situationsbezogene Unterstützung zu ermöglichen.
Besuchen Sie uns am it’s OWL Gemeinschaftsstand! Halle 21, Stand A27
Personalisierte, intelligente Assistenz
Mit hochmodernen Verfahren des maschinellen Sehens statten die Lemgoer Forschungsinstitute Produktionssysteme mit der Fähigkeit aus, wahrzunehmen, welche Person sie bei welcher Aufgabe unterstützen können. Es erkennt, wohin die Mitarbeiter greifen, mit welchem Werkzeug sie arbeiten und ob sie die richtigen Teile entnehmen. Dies ermöglicht eine Erkennung von Abweichungen im Herstellungsprozess und sichert die Qualität der Produkte. Insbesondere in der Montage variantenreicher Produkte können durch Assistenzsysteme die wahrgenommene Komplexität verringert und die Anlernzeiten neuer Mitarbeiter reduziert werden.
Assistenz in der Manuellen Montage
In der Demonstrationsplattform M²-Assist wird die Erfassung mit innovativen Assistenzfunktionen verknüpft, um den Werker in seinem Arbeitsumfeld gezielt und möglichst effizient zu unterstützen. Im Fokus steht eine adaptive Benutzerschnittstelle, die direkt auf den Arbeitstisch oder entsprechende Objekte projiziert wird und mit intuitiven Zeige- und Handgesten bedient werden kann. 3D-Kameras um den Arbeitsplatz herum erfassen dabei den Werker und dessen Armbewegungen sowie den Arbeitsraum und alle sich darin befindenden Objekte, wie etwa Materialkisten. Zudem wird das Werkzeug im Einsatz dokumentiert und Verschraubpositionen automatisch bestätigt und protokolliert. Durch das Erkennen von Greifbewegungen in die Materialkisten werden Montagesequenzen wiedererkannt und der Füllstand der jeweiligen Kisten nachvollzogen, sodass bei einem entsprechend vorliegenden Materialbedarf die Produktion fehlender Bauteile an einem integrierten 3D-Drucker automatisch initiiert werden kann.
Standortübergreifende Assistenz
Für die standortverteilte Produktion setzt M²-Assist auf eine vernetzte Assistenz, die ortsunabhängig Montageplätze miteinander verbindet. Dazu wird der Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen Komponenten des Produktionssystems mittels der Industrie 4.0-Standards AutomationML und OPC UA implementiert. Zudem unterstützen die Standards die kooperative Zuarbeit zwischen zwei Arbeitsplätzen: In einem Augmented Reality-basierten Videokonferenzmodus können sich ortsentfernte Monteure im Bedarfsfall einander zuschalten und aus den verschiedenen Kameraperspektiven im Arbeitsumfeld des fremden Montageprozesses agieren.
Warum Assistenzsysteme?
Das werden sich viele mittelständische Unternehmer, die sich bisher keine Anwendungsmöglichkeiten in den eigenen Prozessen vorstellen können, fragen. Geht es nach den Lemgoer Forschern, liegen die Vorteile in der hohen Individualisierbarkeit ihrer Lösungen – denn abgeschlossene, am Markt erhältliche Hardware bietet für den einzelnen Betrieb und seine speziellen Anforderungen selten einen Mehrwert bei hohen Anschaffungskosten. Assistenzsysteme, die Schnittstellen der Maschinen zum Menschen, müssen aber gerade im Produktionsumfeld an den Arbeitsalltag angepasst und auf die Bedürfnisse der Menschen in den Betrieben maßgeschneidert werden. Dann ergeben sich im Wesentlichen fünf Kernvorteile der „Arbeit 4.0“:
1. geringe Fehlerraten
2. geringer Einarbeitungszeiten
3. Erhöhung der Prozess- und Produktionsqualität
4. Erhöhung der Arbeitssicherheit
5. Verbesserung der Ergonomie
Info:
Das Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo ist einer von vier Standorten des Fraunhofer Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung mit dem Fokus auf industrielle Automatisierungstechnologien. Mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW wurde es Anfang 2012 bis Ende 2016 inmitten von Ostwestfalen-Lippe zum deutschlandweit ersten Fraunhofer-Anwendungszentrum ausgebaut. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten der Lemgoer Wissenschaftler stehen innovative Hard- und Softwarelösungen für die sichere Vernetzung, die Analyse und Überwachung sowie die benutzergerechte Gestaltung technischer Systeme. Die erarbeiteten Lösungen unterstützen den Menschen bei der Arbeit in einer komplexer werdenden Welt. www.fraunhofer-owl.de
Das Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule OWL in Lemgo ist eine der führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der industriellen Informationstechnik und beschäftigt derzeit mehr als 60 Beschäftigte. Im inIT werden Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mit den hohen Anforderungen der Automatisierungstechnik in Einklang gebracht. Daher bilden die industrielle Kommunikation, industrielle Bildauswertung und verteilte Echtzeit-Software die drei Kompetenzbereiche des Institutes. www.init-owl.de
Das Fraunhofer IOSB-INA und das inIT sind führende Forschungseinrichtungen im BMBF-Spitzencluster "Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe - it's OWL" und forschen seit 2009 gemeinsam mit Technologieunternehmen unter dem Dach des Forschungs- und Entwicklungszentrums CENTRUM IN-DUSTRIAL IT (CIIT) in Lemgo an Technologien und Lösungen für Industrie 4.0 und die Fabrik der Zukunft. Diese werden in der gemeinsamen Lemgoer For-schungs- und Demonstrationsfabrik SmartFactoryOWL erforscht, entwickelt und demonstriert.