Das Interview führte Jana Vennegerts
Wie sind Sie mit dem inIT in Kontakt gekommen?
Im Herbst 2017 ist zum ersten Mal der Kontakt entstanden. TIRI entsandte eine Delegation nach Deutschland, um sich über den Stand von Industrie 4.0 und IoT-Modellfabriken zu informieren. Sie haben die Smart Factory OWL in Lemgo besucht und viel über die Projekte aus dem inIT erfahren. Ansprechpartner für den Besuch war Professor Röcker. Nachdem ich 2018 zu TIRI gekommen bin, besuchte Professor Röcker unser Institut in Tokio und besprach weitere Möglichkeiten des Austauschs der beiden Forschungsinstitute, wie eben zum Beispiel den Austausch von Wissenschaftlern. Da Professor Röcker und ich die gleichen Forschungsinteressen zum Thema IoT und Human-Centered Design haben, wollte ich die Chance nutzen und mit ihm zusammenarbeiten. Im November 2018 habe ich dann gemeinsam mit meinen Kollegen das inIT besucht und Professor Röcker zeigte mir ihr Forschungsumfeld. Daraufhin habe ich mich dann im Oktober 2019 dazu entschlossen für eine gewisse Zeit am inIT zu arbeiten. Ich möchte mich daher bei allen, die mir dabei geholfen haben, eine so großartige Gelegenheit zu nutzen, ganz herzlich bedanken.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Das Wichtigste ist die gemeinsame Forschung mit der Technischen Hochschule OWL. Von mir wird erwartet, dass ich konkrete Ergebnisse, in Form von wissenschaftlichen Publikationen liefere. Darauf aufbauend würde ich gerne organisatorische Möglichkeiten finden, die eine langfristige Zusammenarbeit möglich machen. Um dies zu erreichen, wäre es wichtig, Fördergelder für eine internationale Forschung zu erlangen. Neben der Forschung nehme ich an einigen Industrieausstellungen und Konferenzen teil, um über den aktuellen Stand der Technologien und ihre gesellschaftliche Akzeptanz in Europa zu berichten.
Wie lange werden Sie am inIT sein und was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders gut?
Ich werde noch bis Anfang März hier sein, also insgesamt fünf Monate. Ich bin ganz überrascht, dass die Hälfte der Zeit jetzt schon vorüber ist. Die meiste Zeit meiner Arbeit verbringe ich damit wissenschaftliche Artikel zu lesen und mit Professoren und Studenten über Forschungsthemen zu diskutieren. Aktuell beschäftige ich mich damit, wie Service Design zum Wohlbefinden des Menschen auch im Zeitalter der digitalen Technologien beitragen kann. Hier arbeite ich gemeinsam mit anderen wissenschaftlichen Mitarbeitern an zwei verschiedenen Forschungsthemen. Das erste Thema, welches ich mit Professor Röcker und meinem Kollegen Hitesh Dhiman bearbeite, ist eine Studie darüber, wie
sich die Erwartungen an das Produkt-/Service-Design in Bezug auf die Fragen des Vertrauens und Wohlbefindens ändern. Das zweite Thema betrifft das Wohlergehen der Arbeitnehmer und die Leistung des Unternehmens. Bei beiden Themen möchten wir die interkulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Japan untersuchen und diskutieren.
Welche Unterschiede sehen Sie hier, verglichen mit Ihrer Arbeit in Tokio?
Bei uns in Japan sind manchmal unsere beruflichen Verantwortlichkeiten nicht genau festgelegt. Im Vergleich dazu, scheinen sich die Leute, die hier arbeiten, genau auf ihren eigenen Job zu konzentrieren. Außerdem haben Deutschland und Japan sehr unterschiedliche Bildungssysteme. In Japan macht der Großteil der Ingenieurstudenten zuerst seinen Master, bevor sie anfangen in einem Unternehmen zu arbeiten. Dieses System beschreibt also eine klare Richtung aus dem Studium in die Industrie. In Deutschland scheinen beide Richtungen möglich zu sein. Ich habe gehört, dass in Deutschland Leute mit Arbeitserfahrung noch ein Master- oder Promotionsstudium absolvieren, während sie noch von Professoren als wissenschaftliche Mitarbeiter angestellt sind. Das klingt für mich nach einem exzellenten System. Ich habe auch das Gefühl, dass die Reife und die Fähigkeiten der Studenten ganz anders im Vergleich zu den Studenten aus Japan sind.
Wie würden Sie die Arbeitsatmosphäre am inIT beschreiben?
Das inIT hat ja seinen Sitz im CENTRUM INDUSTRIAL IT (CIIT) und dort ist es sehr kreativ und angenehmen. Es gibt Tischtennisplatten und Kicker, aber auch Sofaecken und Rückzugsorte. In dieser Atmosphäre können sich alle super auf ihre Arbeit konzentrieren und einen klaren Kopf behalten. Ich habe auch die Offenheit des Gebäudes und der Menschen gespürt, als ich sah, dass einige Angestellte gemeinsam mit ihrer Familie in der Cafeteria am Arbeitsplatz zu Mittag essen. So etwas würde es in Japan nicht geben.
Könnten Sie sich vorstellen hier länger zu bleiben?
Ich glaube schon. Wenn ich die Gelegenheit dafür bekomme, würde ich länger hierbleiben.
Was mögen Sie am meisten an Lemgo? Ist es eine große Umstellung hier zu leben?
Lemgo ist eine kompakte Stadt mit viel Natur. Obwohl ich natürlich manchmal Sprachprobleme habe, ist das Leben hier für mich sehr angenehm und stressfrei. Ich wohne jetzt in Lemgo in einer Wohnung in der Nähe des alten Bahnhofs in Brake. Mir gefällt die Gegend dort sehr gut. Ich genieße es, spazieren zu gehen, weil es hier sehr grün ist. Meine Wohnung in Japan befindet sich ein einem überfüllten Wohngebiet und liegt gar nicht in der Nähe der Natur. Ich habe auch schon darüber nachgedacht in Japan an einen Ort mit mehr Natur zu ziehen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich bin zum Glück mit meiner Frau und meinem 11 Monate alten Sohn hierhergekommen. Ich verbringe also sehr viel Zeit mit den Beiden. Hier habe ich auch mehr Zeit für meinen Sohn, als in Japan. Darüber bin ich sehr froh.
Haben Sie auch schon ein paar andere deutsche Städte besucht? Welche hat Ihnen am besten gefallen?
Seitdem ich in Deutschland bin, war ich noch in Düsseldorf und in Bielefeld. Ich plane, bis zum Ende meines Aufenthalts, noch nach Münster, Berlin und Frankfurt zu reisen. Obwohl natürlich jede Stadt so ihre Vorzüge hat, lebe ich am liebsten in Lemgo.