Wer kennt es nicht, die Waschmaschine funktioniert nicht und man findet den Ursprung des Fehlers nicht. Vor diesem Problem stehen nicht nur Privathaushalte, sondern beispielsweise auch industrielle Großwäschereien. Die Fehlerursache zu finden ist hier sogar noch schwerer, da oft verschiedene Maschinen, wie zum Beispiel Waschmaschinen, Trockengeräte und Mangeln in Form einer großen vernetzen Anlage aufgebaut sind. Wie können Unternehmen die Instandhaltung von industriellen, vernetzten Anlagen vereinfachen, um schnellstmöglich auf Störfälle zu reagieren, Stillstandszeiten zu minimieren oder Wartungsarbeiten zu reduzieren? Die Wissenschaftler am inIT stellen sich gemeinsam mit den Industriepartnern Kannegiesser und ISI Automation im Forschungsprojekt „ADIMA“ genau dieser Fragestellung. Geht es nach den Lemgoer Forschern, sollen industrielle Anlagen zukünftig ihre Fehler selbst erkennen und den Monteuren geeignete Wartungs- und Fehlerbehebungsinformationen mittels mobiler Geräte, Datenbrillen oder Projektionen anzeigen. So kann ein Kunde gleichzeitig schneller auf mögliche Fehler reagieren, die Verfügbarkeit seiner Anlagen signifikant steigern und den Einsatz von Servicetechnikern zur Instandhaltung reduzieren.
Der Projektname steht für „Adaptives Assistenzsystem für die Instandhaltung intelligenter Maschinen und Anlagen (ADIMA)“. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Assistenzsystems, das Wartungsinformationen basierend auf maschinellen Lernalgorithmen selbstständig aus dezentral erfassten Maschinendaten generiert und so visualisiert, dass Instandsetzungsarbeiten von lokal ansässigen Technikern auch ohne maschinenspezifisches Wissen schnell und erfolgreich durchgeführt werden können. Das Projekt wird durch drei Arbeitsgruppen des inITs interdisziplinär bearbeitet. „Wir möchten eine einfache Instandhaltung und gezielte Fehlerdiagnose von Anlagen mit multimodalen Mensch-Maschine-Schnittstellen realisieren, um weniger Stillstandzeiten und gleichzeitig mehr Arbeitskomfort durch intelligente Assistenzsysteme für den Monteur zu ermöglichen“, erläutert Professor Carsten Röcker, Projektleiter und Vorstand am inIT. Für die Lemgoer Wissenschaftler sind computergestützte Assistenzsysteme der Schlüssel, um die steigende Komplexität der Anlagen für Menschen handhabbar zu machen. Beschäftigte können so effizienter, sicherer und komfortabler arbeiten.
„Die Entwicklungen im Projekt sollen kontinuierlich auf deren Praxistauglichkeit getestet werden, daher wird im Laufe des Projektes ein Demonstrator des Assistenzsystems in Verbindung mit einer realen Anlage aufgebaut", so erklärt Professor Oliver Niggemann, Vorstand am inIT, das Vorgehen. „Dieser Demonstrator wird zukünftig in der SmartFactoryOWL zu sehen sein, also in einer Fabrikumgebung, die die zukünftige Produktion im Kontext von Industrie 4.0 zeigt.“ Professor Jürgen Jasperneite, Institutsleitung des inIT, ergänzt: „Das angestrebte Assistenzsystem beruht auf dem Internet der Dinge (IoT), mit dem wir die Daten aus sehr unterschiedlichen Quellen einer Maschine und dessen Umfeld in der notwendigen Qualität erfassen und für die anschließende Wissensgenerierung aufbereiten.“ Bei einer Reduktion der notwendigen Serviceeinsätze könnten sich die Anlagenhersteller im Instandhaltungsbereich auf das profitable Ersatzteilgeschäft konzentrieren, so Röcker. Die Lemgoer versprechen sich erste Einsätze bereits in 2019.
Über ADIMA:
Am Forschungsprojekt sind neben dem Lemgoer Forschungsinstitut Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule OWL auch die Industriepartner ISI Automation GmbH und Kannegiesser GmbH beteiligt. Das Projekt wird über drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 600.000 Euro gefördert. Das inIT forscht seit 2009 unter dem Dach des Forschungs- und Entwicklungszentrums CENTRUM INDUSTRIAL IT (CIIT) gemeinsam mit Partner aus Industrie und Wissenschaft an Lösungen für die Fabrik der Zukunft.
Quelle: CENTRUM INDUSTRIAL IT (CIIT)